Mein Körper ist ein schutzlos Ding, ein Glück, daß er mich hat. Ich hülle ihn in Tuch und Garn und mach ihn täglich satt. Mein Körper hat es gut bei mir, ich geb‘ ihm Brot und Wein. Er kriegt von beidem nie genug, und nachher muß er spein. Mein Körper hält sich nicht an mich, […]
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Ich sprach nachts: Es werde Licht! Aber heller wurd‘ es nicht. Ich sprach: Wasser werde Wein! Doch das Wasser ließ dies sein. Ich sprach: Lahmer, Du kannst gehn! Doch er blieb auf Krücken stehn. Da ward auch dem Dümmsten klar, daß ich nicht der Heiland war. Robert Gernhardt
Eines Tags geschah es Kant, daß er keine Worte fand. Stundenlang hielt er den Mund, und er schwieg nicht ohne Grund. Ihm fiel absolut nichts ein, drum ließ er das Sprechen sein. Erst als man zum Essen rief, wurd‘ er wieder kreativ; und er sprach die schönen Worte: »Gibt es hinterher noch Torte?« Robert Gernhardt
Pimmel an der Wand – daß ich dich hier fand! Malte ihn doch selber mal prahlend an die Wände, nahm ihn in natura auch in die Künstlerhände. Hielt ihn tags mit Filzstift fest und ihm nachts die Treue, taglang stand er an der Wand, nachts stand er aufs neue. Daß das nun schon lange her, […]
Wenn mit großen Feuerwerken Bürger froh das Dunkel feiern, sich durch Bier und Fleischwurst stärken und in die Rabatten reihern, Wenn sie in den Handschuhfächern kundig nach Kondomen tasten und die breiten Autos blechern strahlend ineinanderhasten, Wenn in Häusern bunte Schatten herrlich aufeinander schießen, sich verprügeln, sich begatten, bis die letzten Kinos schließen, Wenn dann […]
»Sie haben die Züge dessen, der viel gelitten hat«, sagte mir zögernd die Fremde im Bahnhof von Duderstadt. Ich blickte ihr in die Augen, sie waren so tief und so klug. Nur ungern gestand ich die Wahrheit: »Madame, mir gehört hier kein Zug. Die Züge, die Sie hier sehen, gehörn einem anderen Mann. Sein Vorname […]
Sonette find ich so was von beschissen, so eng, rigide, irgendwie nicht gut; es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen, daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut hat, heute noch so’n dumpfen Scheiß zu bauen; allein der Fakt, daß so ein Typ das tut, kann mir in echt den ganzen Tag versauen. Ich […]
Fünf Männer seh ich inhaltsschwer – wer sind die fünf? Wofür steht wer? Des ersten Wams strahlt blutigrot – das ist der Tod das ist der Tod Der zweite hält die Geißel fest – das ist die Pest das ist die Pest Der dritte sitzt in grauem Kleid – das ist das Leid das ist […]
Ich mach mir nicht aus Marschmusik, Ich mach mir nichts aus Schach. Die Marschmusik macht mir zuviel, Das Schach zuwenig Krach. Robert Gernhardt