War einmal ein Bumerang; War ein Weniges zu lang. Bumerang flog ein Stück, Aber kam nicht mehr zurück. Publikum – noch stundenlang – Wartete auf Bumerang. Joachim Ringelnatz
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Ein Sauerampfer auf dem Damm Stand zwischen Bahngeleisen, Machte vor jedem D-Zug stramm, Sah viele Menschen reisen Und stand verstaubt und schluckte Qualm Schwindsüchtig und verloren, Ein armes Kraut, ein schwacher Halm, Mit Augen, Herz und Ohren. Sah Züge schwinden, Züge nahn. Der arme Sauerampfer Sah Eisenbahn um Eisenbahn, Sah niemals einen Dampfer. Joachim Ringelnatz
„Wo sitzt“, so frug der Globus leise Und naseweis die weise, weiße, Unübersehbar weite Wand, „Wo sitzt bei uns wohl der Verstand?“ Die Wand besann sich eine Weile, Sprach dann: „Bei dir – im Hinterteile!“ Nun dreht seitdem der Globus leise Sich um und um herum im Kreise – Als wie am Bratenspieß ein Huhn, […]
Schenke groß oder klein, Aber immer gediegen. Wenn die Bedachten Die Gaben wiegen, Sei dein Gewissen rein. Schenke herzlich und frei. Schenke dabei Was in dir wohnt An Meinung, Geschmack und Humor, So daß die eigene Freude zuvor Dich reichlich belohnt. Schenke mit Geist ohne List. Sei eingedenk, Daß dein Geschenk Du selber bist. Joachim […]
Wer hat zum Steuerbogenformular Den Text erfunden? Ob der in jenen Stunden, Da er dies Wunderwirr gebar, Wohl ganz – – oder total – – war? Du liest den Text. Du sinnst. Du spinnst. Du grinst – „Welch Rinds’“ – Und du beginnst Wieder und wieder. – Eisigkalt Kommt die Vision dir „Heilanstalt“. Für ihn? […]
Die Bäume im Ofen lodern. Die Vögel locken am Grill. Die Sonnenschirme vermodern. Im übrigen ist es still. Es stecken die Spargel aus Dosen Die zarten Köpfchen hervor. Bunt ranken sich künstliche Rosen In Faschingsgirlanden empor. Ein Etwas, wie Glockenklingen, Den Oberkellner bewegt, Mir tausend Eier zu bringen, Von Osterstören gelegt. Ein süßer Duft von […]
Wenn man das zierlichste Näschen Von seiner liebsten Braut Durch ein Vergrößerungsgläschen Näher beschaut, Dann zeigen sich haarige Berge, Daß einem graut. Joachim Ringelnatz
Es heben sich vernebelt braun Die Berge aus dem klaren Weiß, Und aus dem Weiß ragt braun ein Zaun, Steht eine Stange wie ein Steiß. Ein Rabe fliegt, so schwarz und scharf Wie ihn kein Maler malen darf, Wenn er’s nicht etwa kann. Ich stapse einsam durch den Schnee. Vielleicht steht links im Busch ein […]
Ein männlicher Briefmark erlebte Was Schönes, bevor er klebte. Er war von einer Prinzessin beleckt. Da war die Liebe in ihm erweckt. Er wollte sie wiederküssen, Da hat er verreisen müssen. So liebte er sie vergebens. Das ist die Tragik des Lebens! Joachim Ringelnatz